Der Schrecken der Meere, Käpitän Jodoko, schickte sich an Schröderstift mit seinen Kanonen in Schutt und Asche zu legen. Was hatte diesen sonst so besonnen und überlegen taktierenden Eroberer so in Rage gebracht, dass er sogar bei Tageslicht angreifen wollte. Seine Ratgeber waren ratlos, sämtliche Einwände von ihrer Seite fegte er ohne Begründung vom Tisch.
Der Bootsmann hatte eben 6 Glasen geschlagen, es blieb also noch ein wenig Zeit. Die Mannschaft weiter zu drillen war sinnlos. Sie musste ausgeruht sein, sollte der Coup gelingen. Jetzt war die Zeit gekommen, um seine Leute ins Vertrauen zu ziehen. Der alte Fuchs wusste genau, wenn sie die Wahrheit vernommen hatten, würde sie ihr Leben freudig für die Sache opfern.
Zur Einstimmung nahm er die Laute zur Hand und begann seine Erzählung. Vor vielen Jahren trat sein alter Blutsbruder Sir Oliver mit einer unglaublichen Bitte an ihn heran. Oliver, schon immer von leichter Lebensart, hatte mal wieder ein Techtelmechtel mit einem seiner Landeskinder, einem zugegeben besonders reizvollem. Diese Liebelei blieb nicht ohne Folgen. Sein Weib, hätte es davon erfahren, würde ihm das Leben zur Hölle machen und seine liebreizende Gespielin mitsamt dem Säugling der grausamen Göttin Myglusetha opfern.
Hilfe erhoffte sich Oliver von Jodoko. Ihm und seiner Gattin war der Wunsch nach eigenen Kindern versagt geblieben. Wären sie nicht die perfekten Eltern für sein kleines Töchtern? Als der alte Haudegen das wimmernde Bündelchen sah schwoll sein Herz vor Zuneigung an. Fortan würde er alles geben damit es der kleinen Caprice an nichts mangelt.
Und dann die Schreckensnachricht von der brutalen Hinrichtung seiner geliebten Ziehtochter, sie brach ihm fast das Herz. Was aber das Fass endgültig zum Überlaufen brachte war, dass mit Caprice auch die unschätzbaren Dienste von Dietrich für immer verloren schienen.
Dietrich, der Schlüssel zu allen Geheimnissen, sie trug ihn stets in ihrem Mieder. Mit ihm liess sich jedes Schloss und sei es auch noch so kompilziert erdacht, öffnen.
Bewegt legte Jodoko seinen Laute zur Seite. Er hatte mal wieder die Lage richtig eingeschätz, seine Mannschaft brodelte vor Wut und Rachegelüsten, als aus dem Krähennest der Ruf Schröderstift in Sicht" erschallte.
In vollen Segeln rollte die „Heilland Jodoka“ mit achterlichem Wind über die langen Wellen der Küste entgegen. Die Fregatte, mit zwei Gefechtsdecks ausgestattet und 70 Marinesoldaten an Bord, war ein gefährlicher Gegner, der mit geschickter Strategie in der Lage war, eine Küstenfeste strumreif zu schieszen und einzunehmen. Die Deckoffiziere lieszen die Matrosen die Zwischenwände der einzelnen Räume entfernen, die Mannschaften an den Geschützen antreten und alle Feuer löschen. Sand wurde gestreut, um Funkenflug daran zu hindern, dass Schiff in Brand zu setzen, die Lafetten gelöst, die Geschütze ausgerannt. Aus dem Pulvermagazin hörten sie die Stimmen der Pulverjungen, welche die Geschützbedienung versorgten. Alles lief in einer lang eingeübten Routine schnell und präzise ab. Die zwölfpfünder Kugeln, Lunten und Pulver wurde herbei geschafft und neben die Geschütze platziert. Der Schiffsarzt, assistiert vom Unterzahlmeister, richtete sein Gefechtslazarett ein. Immer wieder wurde nun jeder einzelne Handgriff geübt, während sich Kapitän Jodoko schon seine Strategie überlegte.
Es wäre bestimmt nicht geschickt, auf grosze Entfernung das Gefecht zu beginnen, zu viel Zeit würde dem Gegner gegeben, seine Geschütze auszurichten und die Feste zu verteidigen. Besser wäre es, dicht unter Land zu kommen, ohne den Landmannschaften der Feste erkennen zu geben, dass das Schiff gefechtsklar ist. Es müsste aussehen, wie ein friedlicher Besuch. Aber verletzte er durch eine friedvolle Beflaggung das Kriegsrecht? Er überlegte, wie er eine Tarnung vornehmen konnte, ohne gegen das Kriegsrecht zu verstoszen. Nach zwei Stunden wurden die Übungen eingestellt und die Mannschaften durften sich der traditionellen Ruhe vor dem Gefecht widmen. Manch einer schrieb noch seinen letzten Brief, andere nahmen ihren kleinen Schluck Gefechtsrum zu sich. Es herrschte nun gespannte Ruhe im Angesicht des Kommenden.
Kapitän Jodoko entschloss sich für eine Tarnung, die dem Gegner gewiss keinen Hinweis auf sein Ziel erkennen lassen würde. Quarantäne Beflaggung! Noch zwei Stunden, dann können sie von der Küste die Flaggen erkennen. ...
Schade sabeth, dass passt jetzt zwar nicht ganz zusammen, lässt sich aber bestimmt noch editieren, wenn wir das Märchen in das neue Forum transferieren :-) Mein Teil müsste so etwa in die Mitte deines letzten Beitrages rutschen, dann passt es wieder...g
Das Akjie war eines der wenigen Lebewesen welches nie eine Anpassung oder Veränderung erfuhr, es existierte immer noch in seiner ursprünglichen genetischen Form. Davon ging zumindest die Wissenschaft aus.
Akjies sind immer nur in Begleitung ihrer Herren der Gerks anzutreffen. Nie hatte jemand einen alleine umherschleimenden "von Innen nach Außen Wender" gesehen.
Drickesz eilte so schnell er konnte um seine geliebte Sübülle vor dem drohenden Angriff zu retten. Seine Rüstung quietsche entsetzlich. Diese dreiste Caprice trug die Schuld, wer hatte sie geheissen, ihm Wasser überzuschütten?
Der kürzeste Weg war der über den Richtplatz, er war jetzt menschenleer. Caprices Leichnam hatte man zur Warnung an Gorzens Widersacher in den Staub geworfen und bei Strafe verboten ihn zu entfernen. Den leblosen Körper im Staub übersah Drickesz geflissentlich. Was ging es ihn an, ob sie eine letzte Ruhestätte hatte, oder von den zahlreichen wilden Tieren angefressen wurde.
Er war so sehr in seine Gedanken versunken, dass er das einsame Akjie übersah. Ein dummer Fehler das, denn er rutsche auf ihm aus. Es haute ihn dermassen sackrisch in die Horizontale, dass ihm erst mal die Luft weg blieb. Ganz blöde war, sein Töpfchen mit Schweineschmalz flog durch die Luft und landete genau auf seiner Nase. Sie dankte es ihm mit pochenden Schmerzen und verformte sich zu einem knollenpilzähnlichem Etwas.
Schon wieder griff seine alte Vertraute, die Ohnmacht, nach ihm. Dieses Mal fehlte ihm die Willenskraft sich ihr zu widersetzen. Schicksalsergeben schloss er die Augen, es war nicht zu ändern. Doch statt, dass ihn Schwärze umpfing, fühlte er etwas feuchtes auf seiner wunden Nase und seinen Lippen. Es war Wasser das ein wenig nach Salz schmeckte. Es belebte und erfrischte ihn augenblicklich und linderte seine Schmerzen. Unser tapferer Held richtete sich auf und traute seinen Augen nicht. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet das widerwärtiges aller Geschöpfe ihm Linderung verschaffte? Es war das Akjie, welches ihn mit dem heilenden Wasser versorgte.
Drickesz war der erste Mensch, der mit diesem mutierten Akjie in Berührung kam. Es hatte nichts von der stinkenden Schleimigkeit seiner Spezies an sich. Der Duft der von ihm ausging linderte die Seelenpein, vertrieb Hoffnungslosigkeit und schärfte den Verstand.
Der nun wieder hellwache Drickesz erblickte jetzt bewusst Caprices Überreste. Er erinnerte sich schlagartig an die Geschehnisse im Verlies, ihren Griff ins Mieder und an Dietrich. Leichenfledderei ist an und für sich verwerflich. Aber in solchen Zeiten ist kein Platz für übertriebene Zimperlichkeit. Drickesz öffnete ihr Mieder und erblickte den schlafenden Dietrich, immer noch an das Samtband gefesselt. Er nahm das Band vorsichtig an sich, schwor der Maid dafür zu sorgen, dass sie mit Würde beigesetzt wird, sobald er Zeit habe und machte sich schleunigst auf den Weg um nach Jungmod Seltsam zu suchen. Und nein, er vergass nicht das Akjie vorsichtig zu packen und es mit sich zu nehmen. Drickesz konnte nicht wissen, was die Mutation ausgelöst hatte, das ist später zu klären, aber er war gewiss, dass dieses Akjie und Dietrich die Schlüssel zur Lösung aller Probleme waren.
Der smarte, wenn auch kuzsichtige Jungmod Seltsam würde wissen, wie Drickesz Funde nutzbringend einzusetzen sind. Er verfügte über einen brillanten Verstand, solange die Herzdame nicht in seiner Nähe war.
Sir Oliver liesz seine Hellenen marschieren als gebe es kein Morgen. Ein Rabe, seit Jahrtausenden die Gefährten des edlen Griechengeschlechtes de Oliver entsprang, hatte ihm von einem nahenden Schiff erzählt, dasz schwer bewaffnet Richtung Schröderstifs segelte. Nun hiesz es Alles oder Nichts, denn dies war bestimmt dieser aufmüpfige Bardenkapitän, der es vermochte mit seiner Klampfe seine Mannschaft derart zu bezirzen dass sie alles für ihn täten.
Endlich hatte er es geschafft, sein Heer lag oberhalb der Turnierwiese und versperrte so den Festungsbewohnern den Abzug. In der Bucht sah Sir Oliver die Segel des Kriegsschiffes.
Nun, das Schicksal, oder besser gesagt die Vorsehung, hatte es gewollt, dasz die 3 gröszten Mächte des Landes sich hier und jetzt versammelten...
In seiner Wut, nicht alleiniger Herr der Lage zu sein, nicht die Macht über alles für sich reklamieren zu können, bestieg Sir Oliver den Wall, versteckte den Sir im rosa Täschchen und schrie aufs Meer hinaus:
"Du stinkendes Klistier, du armseliger Rosettenpopler, was machst Du heute schon hier? Verzieh' Dich, lass deine Segel erst morgen hier erblicken, so wie es vereinbart war. Mistkerl elender, taube Nuss, Gedärmeruderer, Furzwindsegler..."
Unendlich war seine Wut, aber er wuszte nicht, wohin mit ihr. Erschöpft liesz er sich auf dem Wall nieder, packte den Sir wieder an sein Reveer und erwartete den kommenden Tag.
Drickesz rannte mit Dietrich und dem besten aller Akji wieder rauf zum Turm wo Jungmod noch immer die Lage peilte:
"Dickesz, schau Dir das an! Dort Kapitän Jodoko mit seinen Mannen, scharf wie Nachbars Lumpi auf Blut, dort der wahnsinnige Grieche mit Mordlust in den Augen und unten Gorz kurz vor der Trauung mit Deiner Sübülle. Wir brauchen einen Schlüssel..."
Drickesz noch von der bewusztseinserweiternden Ausdünstung des Akji getunt, nebenbei bemerkt war nur er in der Lage dieses wahrzunehmen, reichte Jungmod Seltsam Dietrich und sagte:
"So mein junger Freund! Tu auch mal was, oder meinst Du wir haben Dich umsonst mitgeschleppt! Du hast noch nichts getan um Dir Deine Sporen als Jugmod zu verdienen, also - Mur zu!"
Nun war es kurz vor knapp. Sübülles letztes Minütchen schien geschlagen zu haben. Gorz warf sich in die Brust wie eine Sau in den Dreck und reichte Sübülle den Arm um sie zum Altare zu führen.
Da gellte plötzlich ein Schrei über die Burg "Angriff! Wir werden angegriffen! Zu den Waffen!"
In Sübülle erwachte Hoffnung. Sie kannte die Stimme. Es war ihre Jugendliebe Drickesz, da hatte sie keinen Zweifel. Aber wieso warnte er den Raubritter?
Verwirrt blieb Sübülle alleine in der Traukammer zurück. Nun wenigstens war sie zuerst mal den Armen dieses Gorzes entkommen, der Rest würde sich finden....
Weit entfernt schien es Kapitän Jodoko so, als röche er den feuchten Atem eines alten Spieszgesellen über das Meer aufnebeln. Konnte das sein? Hatte dieser elende Sir Oliver etwa den gleichen Gedanken, wie er selbst? Wollte er etwa auch Wortbruch begehen und die Feste allein im Sturm erobern? Nun gut, dachte er, Sir ist also auch einen Tag früher eingetroffen. So werden wir wohl die fette Beute teilen müssen. Aber danach...
"Klar zum Gefecht" liesz er seine Offiziere über das Deck brüllen. "Geschütze klar, Geschütztore bleiben geschlossen, bis der Befehl ertönt. Keiner an Land darf Verdacht schöpfen und nun absolute Ruhe an Bord" ...
Gorz, auf dem Wege zur Hochzeit vernahm die Kunde eines fremden Schiffes an seinen Gestaden mit Ruhe. Ein Schiff mit Quarantänebeflaggung? Das konnte nur bedeuten, dass die ihre eigenen Probleme hatten und eher Hilfe suchten. Ein paar Schuss vor den Bug würden genügen, um dieses Pestilenzschiff fort zu jagen. Sollten sie doch woanders verecken und nicht meine süsze Hochzeit stören.
Derweil redeten die Offiziere alle in Panik auf ihren Kapitän ein. Mit grausig erschreckten Gesichter stellten sie fest, dass der Kapitän bereits seine Klampfe, mit Entendarm aus dem Osten bespannt, fest in der Hand hielt. Gut, es war eine grausame Waffe, wenn der Käpt'n seine Stimme erhob, aber leider schwächte es auch die eigene Mannschaft. Es konnte so nur Verlierer geben. Doch der Kapitän liesz sich nicht abbringen. Unbedingt wollte er mit seiner grausamen Stimme den Gegner verführen. Im Wahn, eine liebliche Stimme zu besitzen, schlug der Kapitän schon seit Jahren immer schrillere Töne an, die dazu führten, dass weder Gegner noch eigene Leute auch nur einen einzigen Schuss abfeuern konnten. Zum Ende einer seiner gefürchteten Weisen lagen meist alle Kämpfer darnieder und wanden sich in ihren Schmerzen.
An Land hatte man von dieser gefürchteten Waffe gehört und alle versuchten geschwind, sich mit Hasenkötteln die Ohren zu verstopfen, aber es half nichts. Die ersten Töne erreichten die Burgfeste...
Musikalischen Gemütern unter den so tapferen Kämpfern der Burgfeste blähte sich der Kopf, es machte Plopp und die Rüschtungen zerbröselten, die Waffen krümmten sich und die Kanonen schmolzen. Auf dem Schiff, welches nie zuvor solche Töne erhört, zersetze sich der Kalfater und überall drang Wasser ein. Doch Käpt'n Gorz, überzeugt von seiner Kunst, bemerkte nichts und hob zur neunen Strophe an. ...
"oh, ihr törichten Gegner höret mein Lied, ihr sodann mir zu Füssen liegt."
krächzete der Kapitän mit verdrehten Augen und geschrumpeltem Kehlkopf.
Musik und Gesang waren nicht zu ertragen. An Land wie auch auf See sprangen und rannten die Soldaten und Seeleute um ihr Leben. Sie schwammen, sie kletterten, sie krochen und tauchten, aber es gab kein Entrinnnen...
Sir Oliver blickte überlegen über die Turnierwiese. Seit der Odyssee hatten alle Griechen WEachs dabei, dasz sie sich vor Kampfesbeginn in die Ohren stopften. Damit hatte ihr Held schon einmal sein Schiff vor den Sirenen gerettet, dann würde der Trick wohl erst Recht Jo's Gesang stand halten.
Das Blatt schien sich für Sir Oliver zu wenden, beide Heeren waren nun die Waffen genommen....
Auch Drickesz war auf seinem Turm völlig entspannt, der Akji schützte ihn auch vor dieser mörderischen Waffe. Langsam erst begriff Drickes was ihm mit dem Fund des Akji geschenkt worden war...
Der einzige, der ohne Pfropfen, ohne Schmerzen, ja, ohne Regung das Schauspiel ertrug, war Jungmod Seltsam. Schon als Kind war er so unmusikalisch, dass er, obwohl er so gern gewollt hätte, nie im Mädchenchor mitsingen durfte. Er hatte einfach kein Gehör für Musik und wenn er sang, ertönte die Fanfare: "Seltsam, du Stiesel, halt endlich die Klappe!" So war es nicht verwunderlich, dass Seltsam der einzige weit und breit war, der glaubte, er höre ein zauberhaftes Lied. Ganz verträumt stand er auf dem Turm und blickte in Seligkeit auf das Meer, nichts ahnend, was um ihn herum geschah.
Die Blumen, die Im Ritter Drickesz geplückt hatte, flocht er um sein Schwert, küsste den Dolch und legte beides auf die Seite...