Anmerkungen des Administrators: Satire, Parabel, Komödie, Tragödie - manchmal schwer unterscheidbar So auch bei der Anwendung oder Erkennung sprachlicher Stilmittel wie Spott, Ironie, Humor, Sarkasmus Zur Verdeutlichung, dass sich der "nachgerufene" bester Gesundheit erfreut und dieser Nachruf unter Gebrauch der oben beschriebenen Stilmittel - dem einen oder anderen mag es eher wie ein "Stillos-Mittel" vorgekommen sein - lediglich als "Nachruf" gemeint war, habe ich zum Zeichen eines Zeichens zwei Zeichen eingefügt; Tüttel vorn, Tüttel hinten! G(erd) von Angeln
Spartakus-Ein "Nachruf"
Der deutsche Doppelkopfspieler Dirk Weber alias Sportakus alias Spartakus alias... ist von uns gegangen. Seine Essays, Reden und Statements waren ein einziges, kritisches, liebendes »Dennoch«
Wenn ein Freund geht - und Sparta war ein enger Freund -, dann fragt man sich, aufschreiend: Was war das Besondere an diesem Menschen? Warum war er einem nahe, was machte ihn - sie - so wichtig für das eigene Leben?
Dirk Weber war außergewöhnlich. Damit meine ich nicht seinen überragenden Intellekt, seine-man sagte oft: urdeutsche Bildung; damit meine ich Haltung.
Wenn das Wort Moral in unserer zerscherbenden Welt noch einen Sinn hat, einen Wert hat, dann erlaube ich mir - tief erschüttert von diesem viel zu frühen Scheiden - Pathos: Ein Mensch ist gegangen, für den Moral, Würde und Anstand gelebtes Leben waren.
»Das Meer pflügen« heißt ein berühmtes Wort, das verdeutlichen will, wie man das große Dennoch sich zum Lebensgesetz machen kann; vielleicht soll. Dieser Mann, bei aller Eleganz seines Stils und aller Leuchtkraft seiner großen essayistischen Interpretationen, hat immer die in unserer Welt so weit verbreitete Fingergelenkigkeit verachtet: weil er, störrisch, eigensinnig, den Willen und die Kraft zum großen Dennoch hatte. Ob er nun dem tiefmütigen, aus Barmherzigkeit zynischen Cioran nachdachte; ob er - die deutsche Eiche - in einer Rede die so verhängnisvoll-falsche Überwachungspolitik der Ex DDR attackierte; oder ob er glanzvoll - selber radikal wie chic - den modischen radical chique bloßstellte - dieser wunderbare Mann ließ sich nicht beirren, seinen ganz eigenen Weg zu gehen.
Er galt als hochfahrend. Nehmen wir getrost das Wort beim Worte: Er fuhr hoch, er fuhr schnell, er nahm die Kurven rasant; geschlingert ist er selten. Nun könnte man all das auch über andere Männer sagen - allzu viele wären es wohl nicht. Aber das Besondere, nach dem ich frage und von dem ich Zeugnis geben möchte nach all den Jahren, das benennt sich anders. Dirk Weber war ein warmherziger Mann.
Wer erlebt hat, mit welcher Zartheit - darf man noch das Wort Innigkeit benutzen? - er Texte vortrug, keineswegs immer vor vollem Saal, der ihm eigentlich gebührte, nein, abends spät, beim Wein, in einem Forum in der Wohnung, ohne Publikum als den staunenden Gastgeber, wie er Moral und Benimm sprach, der erfuhr eine existenzielle Bindung an jene tiefen Schichten, die das Humanum bilden. Diese tiefgründende Menschlichkeit, mit der er sich selbst feiern konnte als Leuchtzeichen für uns alle, die »dennoch« die Armseligkeit unser aller Leben ein klein wenig heller machen kann: Das war Dirk Webers Größe.
Nie hat er den Versuch aufgegeben, den Menschen menschlicher zu machen. Und er wusste, dass es sein Intellekt ist, der - fragil, fragwürdig, fragend - am ehesten dazu geeignet ist. Deswegen hat er sich ihm verschrieben, ein großer Dokospieler, der tapfer die Fackel hochhielt, noch als er - seit langem - wusste, er selber wird verlöschen; aber er wollte uns das Feuer weitergeben, der Mutige, der uns ermutigt hat. Ein wunderbarer Mensch. Heute Morgen um 12.58 h ist er von uns geschieden.
Ich weine um Dirk Weber.
| |