Regellose Regelung
Manche warfen Stoiber mangelnde Toleranz vor - völlig zu unrecht. Stoiber sprach sich zwar immer für klare Regelungen aus. Andererseits wusste er aber auch das bayerische Motto "Leben und Leben lassen" zu schätzen und schlug daher pragmatische Lösungen vor, die sich zum Beispiel wie folgt anhörten:
"... denn dann hätte man für Deutschland eine Regelung, hätte keine regellose Regelung und die Länder, die das nicht regeln wollen, die ham' dann dann die Bundesregelung und die Länder, die das regeln wollen, die können dann das für sich regeln." Jeder nach seiner Facon also. Ist doch tolerant.
Kompetenzkompetenz
Zu Europa hatte Stoiber ein gespaltenes Verhältnis. Im Grunde war er ja für die europäische Integration. Wichtig waren ihm aber auch hier klare Regelungen, also dass die Kompetenzen zwischen Europa und den Nationen geklärt sind. Schlüssig und eloquent erläuerte er die hier vorliegenden Probleme wie gewohnt in kurzen und klaren Sätzen:
"Verfassung, das bedeutet letztenendes Kompetenzkompetenz. Kompetentkompetenz. Wer hat die Kompetenzkompetenz? Übertragen die Nationen die Kompetenz auf Europa oder hat Europa von sich aus schon die Kompetenz ... kompetenz?"
Blumen hinrichten
Vielen unbekannt ist der Privatmann Stoiber. Dabei hat er interessante und ungewöhnliche Hobbys wie das "Hinrichten" von Blumen. Die politische Praxis kam Stoiber dabei auch im Privatleben zugte, denn auch in der Freizeit versteht er es, Aufgaben effizient zu delegieren.
"Wenn ich mal dann halbe Stunde ne Stunde oder... zwei Stunden am Sonntag im Garten sitz, und es ist einigermaßen gutes Wetter, da da tanke ich Kraft, äh und äh ... und ich habs mir auch angewöhnt, dass ich jeden Tag in der Früh in den Garten schau und vielleicht eine Blume hinrichte oder äh oder aufrichte ... ja, und äh ... bissl' mähen tu ich und äh ... ansonsten sag ich meiner Frau, was ich alles tun würde, und dann macht sie es, beziehungsweise mit dem Gärtner zusammen."
Die gludernde Flut
Parteifreunde schätzten vor allem Stoibers mitreißende Art zu reden. So brauchte es dann auch nur noch einen Funken in die "gludernde Lot" ... lassen wir es ihn am besten selbst erklären:
"Es muss zu schaffen sein, meine Damen und Herren, wenn ich die CDU ansehe, die Repräsentanten dieser Partei an der Spitze, in den Ländern, in den Kommunen, dann bedarf es nur noch eines kleinen Sprühens sozusagen in die gludernde Lot, in die gludernde Flut, dass wir das schaffen können und deswegen ... in die lodernde Flut, wenn ich das sagen darf."
Stoiber als Fußballkommentator
Nicht nur die Politik, auch den Fußball wusste Stoiber in kurzen und präzisen Worten treffend zu kommentieren. Dabei scheute er sich auch nicht, althergebrachte Worte in neuen Zusammenhängen zu verwenden. Warum sollte ein Trio immer nur aus drei Personen bestehen müssen?
"Wer ein Trio vorne hat, wie Ronaldo, Ronaldinho und die anderen Brasilianer, Carlo- Roberto Carlos, das ist, das ist, Rivaldo dazu noch, Rivaldo, Rivaldo und Ronaldinho und Ronaldo. Also das dann verloren zu haben, dass ist zwar bitter, aber nicht so bitter."
Kluges Bayern
Stoiber blieb immer mit der Heimat verbunden und er wusste ganz genau, wer ihm die Kanzlerschaft versaut hat: Die "Frustrierten" im Osten. Wenn doch nur alle in Deutschland so klug wie die Bayern wären:
"Wir haben leider nicht überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern" bemängelte er bei einer Wahlkampfveranstaltung und forderte daher, dass "es nicht sein" könne, "dass letztlich die Frustierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen".
Stoiber, der Weltmann
Bei aller Heimatverbundenheit ist Stoiber aber auch ein weltmännischer Staatmann mit vielen Kontakten nach Ost und West. Bei so vielen internationalen Beziehungen bleibt es natürlich nicht aus, dass ihm ab und zu Mal eine Verwechslung unterläuft:
"Ich habe es für wohltuend empfunden, dass die Bundeskanzlerin gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Breschnew Guantanamo kritisiert hat"
Stoi-Bär
Auch in der Biologie kannte sich Stoiber gut aus. Dem geneigten Laienpublikum erklärte er die feinen Unterschiede zwischen den drei in Bayern vorkommenden Bärenarten:
"Äh, natürlich freuen wir uns, das ist gar keine Frage, freuen wir uns, und die Reaktion war völlig richtig, einen, äh, sich normal verhaltenden Bär in Bayern zu haben, äh, ja das ist gar net zum Lachen. Äh, und der Bär im Normalfall, ich muss mich ja auch, äh, Werner Schnappauf hat sich hier intensiv mit so genannten Experten ausgetauscht und austauschen, äh, müssen. Nun haben wir, der normal verhaltende Bär lebt im Wald, geht niemals raus und reißt vielleicht ein bis zwei Schafe im Jahr. Äh, wir haben dann einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bären, dem Schadbär und dem äh Problembär. Und, äh, es ist ganz klar, dass, äh, dieser Bär, äh, ein Problembär ist und es ist im Übrigen auch, im Grunde genommen, durchaus ein gewisses Glück gewesen, er hat um 1 Uhr nachts praktisch diese Hühner gerissen. Und Gott sei Dank war in dem Haus, äh, war, also jedenfalls ist das nicht bemerkt worden. Auf Grund von, äh, es ist nicht bemerkt worden. Stellen Sie sich mal vor, der war ja mittendrin, stellen Sie sich mal vor, die Leute wären raus und wären praktisch jetzt, äh, dem Bär praktisch begegnet. Äh, was da hätte passieren können."
Asylgründe
Stoiber war in seiner Heimat für klare Standpunkte und umissverständliche Sprache bekannt, wenn er zum Beispiel forderte, "Wer kein Deutsch spricht, kommt nicht rein". Im Wahlkampf 2002 aber ging es darum, auch bundesweit Wähler anzusprechen. Dazu nahm Stoiber dann auch differenzierte Positionen ein, die jedoch in einigen Fällen leider nicht von jedem gleich verstanden wurden:
"... das heißt also Absenkung des Nach..., des, des, des, des, des, na, des, des Alters, des Alters der Kinder, wenn sie, des Nachzugsalters; dann kommt der fünfte Punkt und der sechste Punkt kommt dann sicherlich die Frage gleichge ... äh, nicht gleichgeschle ..., sondern äh, ob ich auch, äh, äh, Asylgründe schaffe außerhalb der politischen und der rassistischen Verfolgung, also Gründe sozusagen also aus dem Geschlecht oder ähnlichem, äh, stattfinden, also wenn Frauen, die irgendwie wegen ihres Frauseins irgendwo verfolgt werden."